Hans Arp
1887-1966
Die Schwalbenhode
1.
weh unser guter kaspar ist tot
wer verbirgt nun die brennende fahne im zopf und wer dreht die
kaffeemühle
wer lockt nun das idyllische reh
auf dem meer verwirrte er die schiffe mit dem wörtchen parapluie
und die winde nannte er bienenvater
weh weh weh unser guter kaspar ist tot heiliger bimbam kaspar
ist tot
die heufische klappern in den glocken wenn man seinen vornamen
ausspricht darum seufze ich weiter kaspar kaspar kaspar
warum bist du ein stern geworden oder eine kette aus wasser an
einem heißen wirbelwind oder ein euter aus schwarzem licht
oder ein durchsichtiger ziegel an der stöhnenden trommel
des felsigen wesens
jetzt vertrocknen unsere scheitel und sohlen und die feen liegen
halbverkohlt auf den scheiterhaufen
2.
jetzt donnert hinter der sonne
die schwarze kegelbahn und keiner zieht mehr die kompasse und
die räder der schiebkarren auf
wer ißt nun mit der ratte am einsamen tisch wer verjagt
den teufel wenn er die pferde verführen will wer erklärt
uns die monogramme in den sternen
seine büste wird die kamine aller wahrhaft edlen menschen
zieren doch das ist kein trost und schnupftabak für einen
totenkopf
3.
auf den wasserkanzeln bewegen die kaskadeure ihre fähnchen
wie figura 5 zeigt
die abenteuer mit falschen bärten und diamantenen hufen bestiegen
vermittels aufgeblasener walfischhäute schneidend das podium
der große geisterlöwe harun el raschid sprich harun
al radi gähnte dreimal und zeigte seine vom rauchen schwarz
gewordenen zähne
die merzerisierten klapperschlangen wickelten sich von ihren spulen
mähten ihr getreide und verschlossen es in steine
aus dem saum des todes traten die augen der jungen sterne
nach der geißelung auf der sonnenbacke tanzten die hufe
des esels auf flaschenköpfen
die toten fielen wie flocken von ledernen türmen
wieviel totengerippe drehten die räder der tore
als der wasserfall dreimal gekräht hatte erblich seine tapete
bis auf das blut und die matrosenmatritze zersprang
aus der tiefe stiegen die schränke und breiteten ihre anker
aus
endlich wagte das meer die ohnmacht der bittern kompasse
die glitzernden engel drehten sich in ihren angeln
die gläsernen eulen reichten sich den tod von schnabel zu
schnabel
die vögel hingen ihre glasschweife wie wasserfälle aus
den felsen
die bäuerinnen trugen ausgebrannte ausgestopfte sonnen in
ihrem haar den bäuerinnen nur in ihren kröpfen nur in
ihren nickhäuten nur in ihrer lieben kleinen stadt jerusalem
wachspuppen auszusetzen erlaubt war
4.
die edelfrau pumpt feierlich wolken in säcke aus leder und
stein
lautlos winden riesenkräne trillernde lerchen in den himmel
die sandtürme sind mit wattepuppen verstopft
in den schleusen stauen sich ammonshörner diskusse und mühlsteine
die schiffe heißen hans und grete und fahren ahnungslos
weiter
der drache trägt die inschrift kunigundula und wird an der
leine geführt
den städten sind die füße abgesägt
den kirchtürmen nur volle bewegungsfreiheit in den kellern
gegeben
darum sind wir auch nicht verpflichtet die krallen hörner
und wetterfahnen zu putzen
5.
obwohl der mond mir wie ein spiegel gegenüberhängt schmerzt
mich der engel im auge
auf den tischen laufen die sämereien auf und pochst du an
die pflanzen so springen ihre blumen hervor
die löwen verenden vor ihren schilderhäusern mit gießkannen
voll diamanten zwischen den krallen
die führer tragen schürzen aus holz
die vögel tragen schuhe aus holz
die vögel sind voll widerhall
unaufhörlich rollen ihnen die eier aus ihren kleinen herzen
ihre sohlen stehen auf schreitenden flammen
reißt die schneekette so rufen sie den herrgott an
senkt sich das himmelsrad so treten ihre hufe auf schwarze körner
im januar schneit es graphit in das ziegenfell
im februar zeigt sich der strauß aus kreideweißem
licht und weißen sternen
im märz balzt der würgeengel und die ziegel und falter
flattern fort
und die sterne schaukeln in ihren ringen
und die windfangblumen rasseln in ihren ketten
und die prinzessinnen singen in ihren nebeltöpfen
wer eilt auf kleinen fingern und flügeln den morgenwinden
nach